POSITIONEN
„WIR WOLLEN UNSERE PASSAGIERE ZU FANS MACHEN“
Ihre Leidenschaft für Flughäfen hat Dr. Arina Freitag schon vor vielen Jahren bei der Fraport AG entdeckt. Auf Empfehlung von Odgers Berndtson hat die gebürtige Hessin im vergangenen Jahr nun die Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH übernommen. Als Frau an der Spitze eines Flughafens ist sie bisher eine Ausnahme.
Mit Dr. Arina Freitag sprach Katja Hanns-Terrill. Fotos von Frank Blümler
Dr. Arina Freitag
Nach VWL-Studium und Promotion an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz war Dr. Arina Freitag zunächst bei der Bank of Tokyo-Mitsubishi als Economist tätig. 2001 startete die gebürtige Hessin bei der Fraport AG als Leiterin der Finanzkommunikation, es folgten verschiedene Managementpositionen im Unternehmen. Von 2009 an hatte sie die Leitung des Projekts „Operational Excellence“ inne und war Head of Airport Charges. Ab 2011 war sie Senior Vice President Commercial Affairs/Aviation der Fraport AG. 2015 wechselte sie als Senior Vice President Marketing und Vertrieb zur DB Netz AG. Seit September 2017 ist Dr. Arina Freitag Geschäftsführerin der Flughafen Stuttgart GmbH. Hier ist sie für den Luftverkehr, das Controlling und die Finanzen des Landesairports zuständig.

Dr. Arina Freitag im Gespräch mit Odgers Berndtson-Partner Katja Hanns-Terrill.
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Flughafen Stuttgart
Gemessen am Passagieraufkommen von jährlich rund 11 Millionen Fluggästen gehört der Flughafen Stuttgart zu den Top Ten der Flughäfen in Deutschland. Mit mehr als 55 Airlines können Passagiere zu über 100 Zielen fliegen. Gesellschafter der Flughafen Stuttgart GmbH sind zu 65 Prozent das Land Baden-Württemberg und zu 35 Prozent die Stadt Stuttgart. Für das wirtschaftsstarke Baden-Württemberg ist der Landesairport als intermodale Verkehrsdrehscheibe ein wichtiger Standortfaktor und hat eine herausragende Bedeutung für die Mobilität der Menschen im Land. Der Flughafen Stuttgart hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig und dauerhaft zu einem der leistungsstärksten und nachhaltigsten Flughäfen in Europa zu werden – zum fairport STR.
„TRANSPARENZ UND VERTRAULICHKEIT SIND BESONDERS WICHTIG“
positionen: Herr Kuhn, welche Erwartungen hatten Sie als Anteilseigner und Aufsichtsrat an das Besetzungsverfahren für die Geschäftsführungsposition der Flughafen Stuttgart GmbH?
Fritz Kuhn: Transparenz im Verfahren ist mir besonders wichtig, denn im Vorfeld solcher Entscheidungen kursieren immer wieder Namen von Personen in der Öffentlichkeit. Nur ein transparentes Verfahren garantiert dann, dass nach objektiven Kriterien die geeignetste Persönlichkeit ausgewählt wird. In dem gesamten Besetzungsprozess ist dieses auch gelungen. Ich freue mich sehr, Frau Dr. Freitag für den Flughafen Stuttgart gewonnen zu haben.
positionen: Was sind aus Ihrer Sicht die Eigenheiten eines solchen Verfahrens?
Fritz Kuhn: Bei einem Unternehmen in öffentlichem Eigentum muss sowohl für die Öffentlichkeit wie auch für die Belegschaft immer deutlich sein, dass für die Auswahl die fachliche und persönliche Eignung der Bewerberinnen und Bewerber maßgebend ist. Es darf kein Geschmäckle dabei sein, wie man hier sagt. Auch daher stehen die Personalverfahren bei öffentlichen Unternehmen so im Fokus der Öffentlichkeit. Es ist eine besondere Herausforderung, bis zum Abschluss des Auswahlverfahrens die notwendige Vertraulichkeit zu wahren.

Fritz Kuhn ist Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart und stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafen Stuttgart GmbH.
positionen: Welche Persönlichkeit, welche Kompetenzen sind aus Ihrer Sicht erforderlich, um ein Unternehmen wie die Flughafen GmbH erfolgreich zu führen?
Fritz Kuhn: In einer sich schnell verändernden Branche wie den Luftfahrtunternehmen ist es von besonderer Wichtigkeit, dass die Geschäftsführung des Flughafens den Markt genau kennt und Entwicklungen antizipieren kann, damit sie das Unternehmen frühzeitig auf Veränderungen vorbereitet. Bei einem öffentlichen Unternehmen erwarte ich auch, dass Nachhaltigkeit und ökologischen Belangen die gleiche Bedeutung zukommt wie ökonomischen Aspekten. Die Geschäftsführer müssen auch eine besondere soziale Kompetenz mitbringen.
positionen: Inzwischen gibt es eine Reihe von privatisierten oder teilprivatisierten Unternehmen im Bereich Transport und Verkehr. Der Flughafen Stuttgart ist jedoch vollständig in öffentlicher Hand. Warum?
Fritz Kuhn: Ich halte nichts davon, Verkehrsinfrastruktur in die Hand eines privaten Unternehmens zu geben. Sie gehört zur Daseinsvorsorge, die in öffentlicher Hand bleiben sollte. Sollte ein privatisiertes Verkehrsunternehmen wirtschaftlich scheitern, müsste ohnehin wieder die öffentliche Hand einspringen, um den für unsere Wirtschaft und unsere Bürgerinnen und Bürger unverzichtbaren Flughafen zu erhalten.
positionen: Welche Vorteile sehen Sie für Kandidaten bzw. Kandidatinnen, in einer öffentlich-rechtlichen Struktur zu arbeiten?
Fritz Kuhn: Die öffentlich-rechtliche Unternehmensstruktur bietet Verlässlichkeit. Die Geschäftsführung kann so besser langfristige und nachhaltige Ziele entwickeln und umsetzen, als wenn sie permanent unter dem Druck der Renditeerwartungen der Eigner steht und ständig mit ihrer Ablösung rechnen muss. Die Vielfalt an Auffassungen und Interessen, die die Eigentümervertreter von Land und Stadt einbringen, mag manchmal zeitaufwendig und lästig erscheinen. Letztlich – so meine Erfahrungen – profitieren auch die Geschäftsführungen von solch breit angelegten Diskussionen.
positionen: Vielen Dank für das Gespräch.
Fotos: Frank Blümler, Laurence Chaperon/Stadt Stuttgart